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Kleine Chronik der katholischen Gemeinde in Kahla

Nachrichten über die St. Nikolai oder Gottesackerkirche zu Kahla

Der östliche Teil dieser Kirche mag wohl schon mehrere Jahrhunderte vor der Reformation erbaut worden und eine dem heiligen Nikolaus geweihte und zu Saalbrücke und dem daran gelegenen Hospitale gehörige Kapelle gewesen sein. Im Jahre 1486 aber scheint der westliche Teil oder das Schiff der Kirche an jene alte Kapelle angebaut worden zu sein. Diese Vermutung gründet sich teils auf ältere Sagen, teils auf nachstehende rechts von dem Haupteingang in der Mauer angebrachte alte Inschrift:

Consecrata est haec structum, nom hospital. Duecelis uris, anno 1486

Nach der Reformation scheint diese Kirche nur zu Begräbnisfeierlichkeiten genutzt worden zu sein. In den Jahren 1791-93 aber wurden in ihr die öffentlichen Gottesverehrungen gehalten, weil in der Stadtkirche St. Margarethen eine bedeutende Reparatur vorgenommen wurde. In den Kriegsjahren von 1805-1813 musste sie zum Magazin dienen, und auch nach Beendigung des Krieges wurde sie noch ferner zur Aufbewahrung verschiedener Gegenstände benutzt. Im Jahre 1844 aber wurde sie äußerlich und innerlich erneuert und ihrer ursprünglichen heiligen Bestimmung wieder gegeben. Bei dieser Reparatur wurde der äußere Treppenanbau über der Haupteingangstür weggenommen und die Treppen zu den Emporkirchen wurden im Inneren der Kirche angelegt, die Fenster wurden teilweise vergrößert die nach dem Gottesacker zu führende Tür wurde erweitert, und es ward ein neuer Altar errichtet. Die Kirche gehörte von den frühesten Zeiten an der Brücke und ward daher auch aus dem Brückenärar erhalten. Durch den im Jahre 1841 abgeschlossenen Rezess über die Teilung des Brückenärars ward sie aber zugleich mit dem Gottesacker an das Kirchenärar abgetreten. Die Kosten der Reparatur, welches sich auf 428 Taler 5 neue Groschen … beliefen, wurden jedoch vertragsmäßig noch aus dem Brückenärar vor dessen Teilung entnommen.

Diese von den gegenwärtigen Mitgliedern der Kircheninspektion unterschriebenen Nachrichten wurden in der Absicht aufgezeichnet, um im Innern des neuerbauten Altars für künftige Zeiten aufbewahrt zu werden.

Kahla, den 30. Oktober 1844

Ernst Friedrich August 
Gottwerth Friedemann Löber, Stadtschultheiß
Johann Paul Gottlob Fischer, Bürgermeister

Anmerkung: Ärar, vom lateinischen Aerarium, ist eine alte, heute ungebräuchliche Bezeichnung für das materielle und immaterielle Vermögen eines Staates oder einer Körperschaft. Hierunter zählen neben Gebäuden, Grundstücken und Goldreserven auch staatliche Monopole. Ein heute üblicherer Begriff hierfür ist FiskusÄrarisch bedeutet staatlich, früher zuweilen auch volkseigen.

Die Nikolauskapelle lag ursprünglich auf dem Weg nach Bibra, da wo der Weg zur Kohlau abzweigt. Es ist nicht bekannt, wann und warum die Kapelle an die Saalebrücke verlegt wurde. Sie wurde zuerst 1458in Otto Wagners Schuldenverschreibung gegen zwei Juden über 6 aßo (ist Altschock= 64 Groschen) erwähnt. Da wird die Kapelle „Sankt. Niclaß zu Brucken“ bezeichnet.
1458, 1471 und 1474 erwähnt die Stadtchronik erstmals die Kapelle „sandt Niclaß der brucken“ (Stadtchronik Kahla, vom Siechenhaus und dem Hospital der Stadt) 
1483 schreibt der Generalrichter des Erzbistums Mainz in Erfurt eine Kollekte aus zur Erneuerung der baufälligen Kapelle „St. Nicolai“ in Kahla. (Daher muss das Baujahr weit vorher liegen.)
1484 stiftet der Bürger Johannes Apel aus Orlamünde der Kapelle 20 Gulden.
1486 Beginn der Vollendung des Neubaus der St. Nikolaus – Kapelle (Zur Erinnerung an den Umbau ist der Stein mit Jahreszahl in der Außenmauer des Westportals angebracht.) 

1487 Der Rat einigt sich mit dem Pfarrer Johannes Honßheim wegen der Dinge der St. Nikolaus- Kapelle. Dem Pfarrer von St. Margarethen soll auch die Oberaufsicht über den Gottesdienst in St. Nikolaus zustehen. Der Rat hat das Patronat.
Sie erhält einen St. Stephansaltar, später eine Vikarei zum Hl. Leichnam Christi und vermutlich einen St. Anna-Altar.
1495 Der Kirchturm wird fertiggestellt, vermutlich auch die Kirche in ihrem heutigen Grundriss.

1528 endgültige Einführung des protestantischen Glaubens in Kahla
1532 Die Kirche dient als Lagerraum, die Priestergewänder sind verkauft, das Gestühl kommt in die Pfarrkirche „St. Margaretha“.
1547 Die Spanier plündern die Vorräte der Nikolauskapelle.
1550 wird der Friedhof der Stadt Kahla neben die Kirche St. Nicolai verlegt, 1599 nach einer großen Pest-Epidemie im Vorjahr erweitert. „St. Nikolaus“ ist Gottesackerkirche und wird ab 1588 für Begräbnisse genutzt.
1559 die Nikolauskapelle wird mit Schiefer gedeckt.
1562 wird die Kanzel der Nikolauskapelle in die Stadtkirche gebracht.
1588 Die Nikolaus - Kapelle wird für Begräbnisse genutzt.
1611 Die Gottesackerkirche „St. Nikolaus“ wird mit neuen Bänken und Gestühl ausgestattet.
1618 erhält die Kirche St. Nikolaus eine Orgel, die vom Ezechiel Greuzscher erbaut wurde.
1635 Die Gottesackerkirche erhält eine neue Empore.
1636 verwüsten die Schweden die Kirche, die Badestube nebenan und die Brücke. Sie zerbrachen Fenster und Türen.
1655 Verwüstung der Kirche durch ein schweres Hochwasser der Saale im Februar. Die Kirche ist völlig verschlammt. 
1665 Am 17. August wütet in Kahla ein großes schweres Gewitter. Der Blitz schlägt in den Turm ein und beschädigt das Dach, fährt jedoch ohne zu zünden neben der Türe zur Erde.
1678 Empore, Gestühl und Bänke werden erneuert.
1780 In der Nacht vom 3. zum 4. Juli stürzt der westliche Gipfel des Dohlensteins zu Tal und drängt die Saale aus ihrem Bett.
1806 bis 1815die Gottesackerkirche wird Kriegsmagazin (Pferdestall und Lazarett?)
1820 Erneuerung des Friedhofs und bis 1868 ständig erweitert.
1828 erneuter Felssturz, der Berg schiebt Schutt und Felsmassen ins Saaletal. Die Saale sucht sich ein neues Bett und richtet großen Schaden an.
1839 wird das Beinhaus von St. Nikolaus in eine Leichenkammer umgewandelt.
1844 am 29 Dezember feierliche Weihe der Gottesackerkirche. Die Wiederherstellung und Neueinrichtung nach dem Durchzug der Franzosen von 1806 bis 1815 kostete448 Taler, 27 Groschen und 8 Pfennige.
1869 der erweiterte Friedhof an der Kirche wird geweiht.
1874 ab dem 30 April gehört die Eisenbahn (Saaletalbahn) zur Kulisse hinter der Kirche.
1880 großer Einsturz des Dohlensteins.

1890 Am 24 und 25. November erging ein gewaltiges Hochwasser über die Stadt Kahla. Die Kirche war im Innenraum über 1,80 m mit Wasser gefüllt.
1892 Verlegung des Friedhofs vom Gottesacker neben der St. Nikolaus-Kirche in die Bibraer Landstraße, anschließender Weihe und ab 1897 mit neuer Friedhofskapelle.
Es folgen viele Jahre, in denen die Kirche nicht genutzt wurde. Die beiden Weltkriege übersteht die Kirche jedoch mit nur geringen Schäden.
1920 letzte große Rutschung des Dohlensteins.
Durch den Bau der Saalekaskaden in den 1930er und 1940er Jahren im Zuge des Hochwasserschutzes und der Energiegewinnung fallen die Hochwässer nicht mehr so schlimm aus. 

1945 bekommt die Stadt Kahla am 19. Dezember erstmals wieder einen katholischen Seelsorger, den Franziskanerpater Lukas König. Die Stadt wird Lokalkaplanei von Gera. Als Gottesraum wird ein Nebenraum der Gaststätte „Erholung“ in der Friedensstraße gepachtet. Betreut werden neben Kahla 54 weitere Ortschaften im Umland mit ca. 2000 Katholiken. Pater König steht jedoch nur ein Fahrrad als Transportmittel zu. Er ist gehbehindert und hält dennoch auf 6 Außenstationen regelmäßig Gottesdienst und übt die Seelsorge aus. Zu festen, vorgeschriebenen Gottesdienstzeiten wird gegen eine vierteljährliche Miete in Höhe von 80 Mark in den 1950er Jahren die St. -Nikolaus-Kirche von der evangelischen Kirchgemeinde zur Verfügung gestellt.
1961 mietet die katholische Pfarrei „Heilig Geist“ in Stadtroda die Kirche „St. Nikolaus“ in Kahla als katholische Seelsorgestelle.

1962/1963 wird die Kapelle unter Pfarrer Cibis umfangreich renoviert, restauriert. Die Empore wird erneuert, die Orgel kommt auf die neue Empore am Westportal. Das kleine Nordostfenster der Apsis wird den übrigen Fenstern in Größe und Form angepasst. Ein zweites Chorfenster wird ausgebrochen. Alle Fenster werden vom Kunstmaler Rudolf Teufel aus Dresden als Glasbetonfenster neugestaltet. (siehe auch Beschreibung der Fenster). Weiterhin bekommt die Kirche einen neuen Fußboden aus alten Lithographie-Tafeln einer Leipziger Druckerei, eine Heizung, neues Gestühl, einen neuen Altar, ein Taufbecken.
1963 am 15. September wird die Kirche feierlich durch Bischof Otto Spülbeck aus Dresden konsekriert. Der Altar erhält die Reliquien der heiligen Märtyrer Pius und Innozenz.
1963 Kahla wird Pfarrvikarie.
1981 Am 27. September wird Kahla zur Pfarrei „St. Nikolaus“ unter Pfarrer Kreuzberg erhoben. 
1982 Das Dach der Kirche ist undicht und bedarf einer dringenden Reparatur. In der Nacht vom 1.1 zum 12. Und ein weiteres Mal in der Nacht vom 16. Zum 17. März wurde über die Sakristei in die Kirche eingebrochen. Gestohlen wurde die Ausrüstung für die Außenstationen (Kelch und Hostienschale jeweils aus Messing, vergoldet, Wein- und Wasserkännchen mit Tablett aus Edelstahl, ein kleiner schmiedeeiserner Leuchter und ein Weihrauchschiffchenaus Chromstahl. Der Bau eines Pfarrhauses auf dem Gelände der Friedensstraße ist in Planung.
1986 Frau Irmgard Reichelt spendet der St.-Nikolaus-Kirche 17162,07 Mark der DDR für den Kauf und die anstehende Renovierung der Kirche.

1986 Am 1. Dezember kauft Pfarrer Hellmut Hundt die Kirche „St. Nikolaus“ von der evangelischen Kirchgemeinde ab. Nach 458 Jahren ist „St. Nikolaus“ wieder eine katholische Kirche und gehört fortan zu den ältesten Kirchen im Bistum Dresden-Meißen. Am 6. Dezember zum Tag des Hl. Nikolaus schenkt Pfarrer Hellmut Hundt derGemeinde die Statue des Hl. Nikolaus. 
1990 Die Kirche wird renoviert. Das Schieferdach wird ausgebessert, teilweise erneuert. Die Kirche wird vollständig neu verputzt und gestrichen, ebenso wie der Innenraum.
Am 06.12.1991 Wiedereinweihung der Kirche nach umfangreichen Sanierungsarbeiten durch Bischof Reinelt mit einem Festgottesdienst.
1994 im April schweres Hochwasser. Das Wasser dringt zwar nicht in den Innenraum der Kirche, jedoch saugen sich die Wände voll Wasser, der Putz blättert ab, Schimmel befällt den Dielen-Fußboden und die Möbel. Bücher und Messgewänder werden auf Dauer unbrauchbar. Für eine weitere Sanierung fehlt das Geld. Die Kirche wird jedoch weiter genutzt. 

1998 Die Dielen des Kirchenraumes werden erneuert, die elektrische Heizung repariert. Das Dach wird wieder einmal ausgebessert und am 12. Oktober bekommt die „St. Nikolaus Kirche“ eine neue Turmspitze.
2003 Einweihung des neuen Gemeindehauses in der Friedensstraße. Festgottesdienst zur 40 -Jährigen Kirchweihe. Das Gemeindehaus dient zukünftig als Winterkirche, in St. Nikolaus wird die Heizungsanlage demontiert.
2007 Reparatur des Ringankers der Kirche und Ausbesserung im Innenraum. 
2013 Erneutes schweres Hochwasser Anfang Juni. 
2013 Feierlicher Festgottesdienst mit Altbischof Joachim Reinelt zur 50-Jährigen Kirchweihe und dem 10-jährigen Bestehen des Gemeindehauses. Letzter Gottesdienst vor der anstehenden Sanierung im September.
2013 im September Beginn der grundlegenden Sanierungsarbeiten, die Kirche wird geräumt. Gottesdienste finden bis zur Wiedereinweihung im Gemeindehaus statt.
2014 Der Fußboden wird rausgerissen, Beginn der Erneuerung des Dachstuhles. Vollständige Trockenlegung, austrocknen der Wände.
2015 Der Dachstuhl wird fertiggestellt, die Decke geöffnet, Das Dach mit neuem Schiefer gedeckt, ein neuer Turm gebaut. Die Turmkugel wird erneuert.
11.09.2015 Knopffest (Aufsetzen der vergoldeten Turmkugel und somit Abschluss der Dachsanierungsarbeiten)
2016 Der Fußboden wird neu aufgebaut, ca. 30 cm. Angehoben und wasserdurchlässig gestaltet. Eine Fußbodenheizung wird vorbereitet. Die Elektrik wird erneuert, Toiletten eingebaut, eine Küche wird vorbereitet, da der Kirchenraum als Gemeindesaal umfunktioniert werden kann. Die Empore wird vergrößert, das Fenster des Westportals freigelegt und erneuert. Die Decke wird neu verschlossen und bekommt einen Tunnel als Lichtfang. Die Orgel befindet sich in einer Reparaturwerkstatt und soll später auf der Empore versetzt wieder aufgestellt werden.
2016 Bereits zur Maiandacht, die in diesem Jahr am letzten Sonntag im Mai in Gumperda in der St. Michael- Kirche für junge Familien stattfindet, und mit ca. 45 Katholiken und vielen Kindern auch regen Zuspruch fand, wird unsere neue Marienstatue vom Holzschnitzer Richard Costner aus Corvara in Südtirol geweiht.
2017 Fenster und Triumphbogen werden gereinigt, der Innenraum neugestaltet, ein neuer Anstrich wird angebracht. Der alte Altar wird hinter der Kirche aufgestellt und dient in Zukunft besonderen Gottesdiensten im Freien. Die Fußbodenheizung wird eingebaut und neue Granitplatten verlegt. Die Arbeiten werden nach und nach beendet. Das Taufbecken befindet sich nun im Altarraum, Ein neuer Altar wird mittig in der Apsis aufgestellt. Eine neue Statue „Maria mit dem Jesuskind im Arm“ schmückt den linken Chorraum, der Nikolaus ziert die rechte Seite. Im Altarraum wird das Vortragekreuz an der Wand angebracht, ebenso der neue Tabernakel und das Ewige Licht. Eine neue Sitzbank umrandet den Raum.
2017 Nach umfangreicher Sanierung wird von Bischof Heinrich Timmerevers am 27. Mai die Kirche „St. Nikolaus“ feierlich wiedereröffnet und ihrer Bestimmung übergeben. Dazu wurden die Reliquien der heiligen Märtyrer Pius und Innozenz unter dem Altar im Boden eingelassen, der Altar geweiht. Das Ambo und der Tabernakel wurden gesegnet.